Samstag, 10. April 2010



"Was die Freundschaft unlöslich macht, und ihren Reiz verdoppelt, ist ein Gefühl, dass der Liebe fehlt, die Gewissheit. Diese jungen Leute waren einander sicher; der Feind des einen wurde der Feind aller, sie hätten ihre wichtigsten Interessen daran gegeben, um der heiligen Interessengemeinschaft ihrer Herzen zu gehorchen. Einer Feigheit unfähig, konnten sie jeder Anschuldigung ein eindrucksvolles Nein entgegenstellen und einander voll Überzeugung verteidigen. Gleich durch den Herzensadel und von gleicher Kraft in allen Dingen des Gefühls, vermochten sie auf dem Boden der Wissenschaft und des Geistes alles zu denken und sich alles und fragen, daher die Unschuld ihres Umgangs und die Fröhlichkeit ihrer Worte. Da sie wussten, dass jeder den anderen verstand, ließen sie ihren Geist den Zügel schießen; daher gab es auch keine Steifheit unter ihnen, sie vertrauten sich Leid und Freud an, sie waren mit vollem Herzen bei dem was hier gedacht und erduldet wurde."

Verlorene Illusionen - Honoré de Balzac

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